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Ein bereicherndes Gespräch | www.elements.envato.com

Ein bereicherndes Gespräch

Am Rande eines Dorfes wohnt ein alter und einsamer Mann in einer renovierungsbedürftigen Hütte. Seine Frau ist schon vor einiger Zeit von ihm gegangen und sein einziger Sohn wohnt in einer fern gelegenen Stadt, in der er seinem Beruf nachgeht und eine Familie gegründet hat. Vor der Abenddämmerung geht der alte Mann täglich im Wald Holz sammeln. In seiner Hütte hat er einen Kaminofen der ihm die notwendige Wärme spendet, um die frostigen Nächte zu überstehen. Oft denkt sich der alte Mann, ob er denn von allen Menschen vergessen wurde. Ob das etwas mit seinem Verhalten in der Vergangenheit zu tun habe. Er ist jedoch davon überzeugt, dass er immer ein aufrichtiger Mensch gewesen ist. Manchmal war er wohl ein bisschen sturr und spießig, aber er hatte nach seiner Auffassung immer richtig handeln wollen, auch wenn er damit oft falsch lag. Na ja, alles was passiert soll seine Lehre haben, aber Tatsache ist, dass er sich nun alleine gelassen fühlt. Vor allem jetzt, in der besinnlichen Weihnachtszeit, denkt er viel über das Leben nach, welches ihn zu seiner Einsamkeit geführt hat. Anscheinend hat er mit seinem Verhalten in den anderen Menschen Ablehnung verursacht. Wer bestimmt denn, was richtig oder falsch ist? So fragt er sich bis spät abends viele Dinge.

Eines Morgens als er gerade aus der Tür des örtlichen Bäckers ging, erschlich ihn der bettelnde Blick eines kleinen Jungen, der auf den Stufen vor der Türschwelle hockt. Zögernd nahm der Mann ein Brötchen aus seinem Beutel und schenkt es ihm. Der Junge ist dankbar und fragt ihn: „Kann ich mit dir spazieren? Ich würde mich über ein wenig Bewegung freuen, denn das würde meine erstarrten Muskeln aufwärmen.“ Der Mann nickt misstrauisch: „Wo sind deine Eltern?“ Das Kind meint: „Meine Eltern sind im Dorf die Kirchenzeitung austeilen. Ich habe ihnen geholfen, bin aber mit meinem Stapel schon fertig geworden. Ich habe zwar kurze Beine, bin aber mit diesen flink unterwegs.“ Er schaut den Alten tief in die Augen: „Wenn ich mich vorstellen darf, mein Name ist Lukas. Meine Eltern und ich sind erst vor Kurzem hier hergezogen. Wir kommen aus einem Ort ganz weit von hier im Osten. Der eisige Winter und der Krieg haben uns hier hergebracht.“ Der alte Mann grummelte: „Ach,.. ich habe schon mehrere von euch gesehen. Ihr seid aus eurem Land geflüchtet und hier auf der Suche nach einem neuen Leben?“. Lukas lacht auf: „Nun bisher wissen wir noch nicht wohin es geht. Aber auf jeden Fall wollen wir ein besseres Leben. Und sind wir nicht alle auf irgendeine Weise Flüchtlinge?“ Er schaut neckisch zu den alten Mann hoch: „Wie heißt du eigentlich?“ Der Alte guckt den Jungen verdutzt an und sagt: „Ich bin kein Flüchtling. Ich heiße Valentin und lebe zu Hause in meiner Hütte, dort wo ich hingehöre!“ Lukas lässt sich von der schroffen Sprechweise des Alten nicht abschrecken: „Valentin ist ein schöner Name!“, sagt er, „Ich bin mir sicher, du hast ein ganz wunderbares Zuhause.“ Der Alte schaut zuerst etwas irritiert, dann lässt er seine Abwehrhaltung aber fallen und meint: „Weißt du, ich wohne hier zwar schon sehr lange, das bedeutet aber nicht, dass ich ein gutes Leben führe. Ich bin schon sehr alt und flüchte mich in meine Hütte, wo ich einsam darüber nachdenke, was ich in Vergangenheit richtig oder falsch gemacht habe.“ Lukas scheint das keineswegs zu beeindrucken: „Es ist nie zu spät, das Richtige zu tun. Dazu musst du nur den Weg auf dich nehmen, aus deinem Kopf heraus und zu deinem Herzen hin. In deinem Herzen gibt es kein richtig oder falsch, sondern nur unendliche Liebe. Es sagt dir, was zu tun ist, um glücklich zu sein.“ Der alte Mann kann es nicht fassen, er spürt ein wärmendes Gefühl um seine Brustgegend und schenkt dem Jungen ein Lachen. „Weißt du, so etwas Schönes hat mir schon lange niemand gesagt. Und es verwundert mich, das von einem Kind zu hören“. Lukas lacht auf und springt davon. Er ruft über seinen Rücken dem Alten zu: „Ich bin zwar ein Kind, aber genau deshalb habe ich noch nicht so viel vergessen wie du, der schon so lange durch das Leben stapft.“ Valentin stutzt und spürt, dass das Kind etwas in ihm angestellt hat. Es ist, als hätte Lukas ein kleines Licht in seinem Herzen entflammt.

So verspürte er, nachdem er nach Hause kam, den Drang seinen Sohn anzurufen. Dieser nahm seinen Anruf nach langer Zeit mit viel Freude entgegen. Einen weiteren Tag darauf, lädt Valentin Lukas und seine Eltern zum Essen zu sich nach Hause ein und es wird ihm klar, dass mit befüllter Hütte, es gleich viel wärmer zu Hause ist.

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