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Das verlorene Rentier!
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Das verlorene Rentier!

Wenn um Mitternacht ein schneebedecktes Rentier an deinem Fenster klopft, solltest du vielleicht nicht aufmachen und es ansprechen. Das hatte jedoch keiner dem kleinen Florian gesagt, denn als das dumpfe Klopfen an seinem Fenster ertönte, riss er es direkt auf. Große, braune Rentieraugen sahen ihn neugierig an. „Hallo du“, flüsterte der Junge leise; eigentlich hätte er heute früh schlafen gehen sollen, denn morgen, am Tag nach Weihnachten, würden sie seine Oma besuchen fahren. Das Rentier schnaufte, der Junge zuckte zusammen. „Wo kommst du denn her?“, er streckte die Hand aus, um das Tier zu streicheln. Als seine kleine Hand im weichen Fell des Rentiers versank, hob es seinen Kopf. Ein rotes Halsband kam zum Vorschein. „Wenn ich verloren gehe, rufe!“, war in eine kleine, goldene Platte graviert. Rote Glöckchen klingelten leise, als Florian nach dem Halsband griff. Es dauerte etwas, bis er die Schrift entziffern konnte, wo er doch gerade erst lesen gelernt hatte. „Bist du verloren gegangen, kleiner Freund?“, natürlich konnte das Rentier nicht antworten, der Raum blieb still. Die Platte war jedoch höchst kurios, denn Florian kannte das bereits, seine Katze hatte genau so eine. Er drehte das Plättchen: „Da fehlt eine Telefonnummer zum Anrufen! Bei meiner Katze steht die meiner Mama….“

Dem Rentier schien das ewige Stehen zu reichen; mit seinem Geweih verfing es sich im Kragen von Florians Lieblingspyjama. Kurz schwebte der Junge durch die Luft, bevor er mit einem dumpfen Knall auf dem warmen Rücken des Tieres landete. Ein leises Quietschen entkam ihm, als kalte Schneeflocken auf seinen nackten Füßen landeten. „Ich kann doch nicht mit dir mitkommen, ich habe keine Jacke an!“, rief er laut, doch den Satz konnte er kaum beenden, als das Rentier in die Luft sprang und davon schwebte. Florian hielt inne. Das Rentier schwebte? In der Luft? Eiskalter Wind tobte um ihn herum, die Stadt wurde immer kleiner. Das war kein normales Rentier.

Erst als die beiden über einem großen Feld waren, setzte das Tier zum Landen an. Florian hatte sich tief im warmen Fell des Rentieres vergraben, um nicht frieren zu müssen. Angst hatte der Junge nicht, er vertraute diesem mysteriösen Wesen. Das Rentier schnaubte, ein Zeichen für Florian abzusteigen. Geschwind kletterte er vom Rücken und landete barfüßig im kühlen Schnee. „Was willst du denn von mir?“, fragte er mit klappernden Zähnen, wenn seine Mama das wüsste! „Ich würde dir gerne helfen, aber wen soll ich denn rufen?“ Wieder hob das Rentier den Kopf. „Da steht doch keine Telefonnummer!“, nun wurde Florian frustriert, er griff abermals nach dem Plättchen. Diesmal drehte er es um, doch auch hier war keine Nummer, nur ein Name. Florians Ärger verrauchte: „Rudolf?“ Mit großen Augen sah er auf. „Du bist ein Rentier des Weihnachtsmannes!“ Der Junge hüpfte aufgeregt auf und ab, die Kälte hatte er kurz vergessen. „Wie cool ist das denn!“ Wieder schnaufte das Rentier, Florian hielt inne. „Wen soll ich denn rufen?“, sanft streichelte er die weiche Nase. Braune Augen blinzelten langsam und starrten ihn an. Florians Gesicht erhellte sich, er hatte es verstanden:“ Den Weihnachtsmann!“ Hüpfend drehte er sich um: „Der Weihnachtsmann hört alles! Weihnachtsmann, huhu! Ich hab dein Rentier gefunden!“ Mit kalten Füßen hüpfte er im Kreis, der Wind trug seine Nachricht weiter. Immer und immer wieder rief er den Namen des Weihnachtsmannes und all seine Variationen in den Himmel. Doch dieser blieb gleich, weder Wolken am Himmel noch ein fliegender Schlitten. Er hielt inne, mit traurigem Blick drehte er sich um. „Es tut mir leid, ich glaube, er kommt ni-„, da ertönten viele kleine Glocken in der Ferne. Zusammen sangen sie beinahe ein liebliches Weihnachtslied. „Hohoho! Vielen lieben Dank, mein Junge!“, ein großer Mann mit dickem Bauch stand nun vor Florian. Jener hatte den Mund weit aufgerissen; mit leuchtenden Augen sah er zu dem Mann auf. Der Mythos, die Legende, stand direkt vor ihm. „Weißt du, der liebe Rudolf geht immer gerne alleine Spazieren.“, er schnaufte belustigt und legte Rudolf ein dunkelrotes Zaumzeug an: „Ich sage ihm immer, dass wir ihn eines Tages vergessen werden!“ Ich hatte recht, alter Freund!“ Das Rentier war wieder neben den anderen angezäumt. Indessen drehte Santa sich zu Florian um. „Oje, mein Junge, dir muss kalt sein! Ich bringe dich nachhause.“, das Letzte, woran sich Florian erinnerte, war das Schnipsen des Weihnachtsmannes.

Am nächsten Morgen wachte Florian auf. Die Sonne schien durch sein Fenster, welches fest geschlossen war. War das alles ein Traum gewesen? Etwas stach dem Jungen in die Seite. Ein kleines, dunkelgrünes Paket mit roter Schleife lag neben ihm im Bett. „Ein kleines Dankeschön“, stand in verspielter Schrift auf dem Deckel. Florian lächelte, es war also kein Traum.

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