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Der Kater Leo | Pixabay.com/SarahRichterArt

Der Kater Leo

Dumpf knirschte der frische Schnee unter seinen Pfoten, die Kälte bohrte sich unter das schwarze Fell des jungen Streuners. Grüne Augen sahen sich zwischen den Beinen der vorbeigehenden Menschen um. Die Hauptstraße des Ortes war ein großes Getümmel aus Menschen, Kindern und vielen Verkleideten in komischen roten Anzügen. Leo mochte dieses Getümmel nicht, jedes Jahr, wenn es so unerträglich kalt wurde, fand er weniger Essen und keine warmen Orte, um schlafen zu können. Eine kleine Nebelwolke bildete sich beim Ausatmen vor seinem Stupsnäschen.  Vor ihm stapfte ein Mensch im schwarzen Anzug sehr fest in den Schnee, die frischen Schneeflocken wurden aufgewirbelt. Leo zuckte mit den Schnurrhaaren und machte kehrt. Über die Straße kam er nie. Die Menschen waren immer so beschäftigt mit sich selbst, dass sie ihm meist einen Tritt verpassten.

Sein Weg führte ihn zurück in die kleine Gasse, aus der er gekommen war. Hier war der Wind weniger stark und nur wenige Menschen kamen ihm entgegen. Kleine Läden hatten hier ihre Schaufenster. Warmes Licht fiel durch das Glas auf die schneebedeckte Ziegelstraße. Aus einem Laden drang der süße Duft von Zimtschnecken, jedenfalls hörte Leo das einmal ein kleines Mädchen im Vorbeigehen sagen. Leo mochte Kinder zwar auch nicht besonders, aber dieses eine Mädchen sah er oft. Sie war immerzu mit ihren Eltern unterwegs, eine Hand hielt die ihres Vaters zu ihrer rechten, die andere hielt ihre Mutter zu ihrer linken. Manchmal zogen die Eltern das Mädchen in die Lüfte, was ihr ein helles Kichern entlockte. Er beobachtete sie gern, ging ihnen manchmal nach, immer im Schatten versteckt. Er wollte vermeiden, dass sie ihn sah. Vor einem Jahr hatte eine Gruppe Kinder ihn entdeckt … sie begannen Kieselsteine nach ihm zu werfen. Leo schüttelte sich bei der Erinnerung daran. Er würde es nicht ertragen, wenn das kleine Mädchen so wäre wie die. Wo das Kichern ihm doch so viel Freude bereitete und das Leuchten in ihren Augen ihn an eine Zeit erinnerte, wo er noch nicht auf der Straße war.

Ein Lachen ertönte, doch es war kein liebevolles Kichern. Es war ein tiefes, grölendes Lachen. Vor ihm baute sich ein großer Mann auf. Leo machte einen Buckel, als der Mann beim Lachen seine verfaulten Zähne zeigte. „Na was haben wir denn da?“, der man hielt sich den Bauch, in der anderen hielt er eine grüne Glasflasche. Leo fauchte und rannte davon. ,,Ich mach’ einen Braten aus dir, Kätzelein!“, schrie der Mann und stampfte in den Schnee. Doch Leo sah sich nicht um, er zog den Schwanz ein, während er in die entgegengesetzte Richtung flüchtete. Er hasste Menschen, dachte er. Sie bringen nichts als Unglück. Nun stand er aber wieder vor der beschäftigten Straße. Er war eingesperrt, zwischen der Straße und dem gruseligen Mann. Seine grünen Augen sahen sich nach einer Fluchtmöglichkeit um.

Da! Direkt neben dem Ausgang aus der Nebenstraße stand ein Auto mit einem kleinen Baum auf der Ladefläche. Leo hatte nicht lange Zeit zu hinterfragen, warum man einen Baum stehlen sollte, denn hinter ihm ertönte wieder das Lachen. Schnell kletterte er flink auf die Ladefläche und versteckte sich zwischen den Ästen. Geschmolzener Schnee tropfte auf sein Fell, dennoch war es hier wärmer als irgendwo sonst. Leo rollte sich zusammen und schloss zum ersten Mal seit langem die Augen. Das Auto startete und fuhr los, doch Leo war bereits im Land der Träume verschwunden.

Die pinken Pantoffeln sogen sich mit Schnee voll, als Mila bei der Tür hinausrannte. Ihre Mutter rief ihr etwas hinterher, doch Mila verstand nur etwas von einem Mantel. Doch daran dachte sie gerade nicht. Ihr hellblaues Kleidchen wehte im Dezemberwind, als der Pick Up ihres Vaters vor ihr in der Einfahrt stehen blieb. Er stellte das Auto ab und war kaum ausgestiegen, bevor der kleine Wirbelwind in seine Arme sprang. ,,Mila, um Gottes willen, so wirst du ja noch krank! Geh rein, ich komm’ gleich mit dem Weihnachtsbaum nach, ja?“, fragte er mit weicher Stimme, während er ihr eine Schneeflocke aus den Stirnfransen strich. Sie murrte, doch stapfte wieder zur Haustür hinein. Ihre Mama tätschelte ihr den Kopf, bevor sie ihr eine heiße Schokolade in die Hände drückte.

Mila schlürfte ihren Kakao, während ihr Vater den Weihnachtsbaum mühsam bei der Tür reinschleppte. Als der Baum endlich im Wohnzimmer stand, seufzte Mila erstaunt. Er war so groß und so dicht! Sie konnte all ihre Stofftiere auf die Äste setzen und sie würden nicht nachgeben. Der halbleere Kakao fand Platz auf dem Wohnzimmertisch, als Mila sich dem Baum näherte. ,,Du hast den Schönsten ausgesucht, Papa!“, rief sie entzückt und schüttelte einen Ast. Ihr Vater ließ sich schwer atmend auf das Sofa fallen und bekam prompt ebenfalls eine heiße Schokolade in die Hände. Er lächelte und gab Milas Mutter einen Kuss auf die Wange. ,,Bist du etwas größenwahnsinnig, mein Schatz? Ein kleinerer hätte auch gereicht!“, lachte sie und zerzauste seine Haare. ,,Für unser Milalein nur das Beste, sie wollte den Schönsten, sie kriegt den Schön-.“, er wurde durch das laute Quietschen seiner Tochter unterbrochen. Sie begann zu kichern und ließ sich auf den Boden fallen. Zum Schreck ihrer Eltern saß ein kleiner schwarzer Kater auf Milas Schoß. Die kleinen Hände versuchten gerade, so viel Fell wie möglich auf ein Mal zu streicheln. ,,Darf ich ihn behalten?“, fragte sie fröhlich und sah den Kater mit liebevollem Blick an.

Dieser sah erschrocken zu ihr auf. Sein Zittern hatte zum ersten Mal seit Monaten aufgehört, sein Fell war trocken geworden. Während die Eltern des kleinen Mädchens einander anblickten, sah er in die blauen Augen der Kleinen. Er begann zu schnurren und drückte sich gegen ihre kleine Hand. Menschen waren wohl doch nicht so übel.

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