Überraschender Besuch
Huch, wo bin ich? Oder wer bin ich? Hier ist alles so hell. Mal nachdenken, was ist passiert? Irgendwie fühle ich mich nicht gut. Es ist zwar warm und trocken, aber da stimmt etwas nicht. Erkennen kann ich nur das Licht. Aber Geräusche höre ich. Glocken und ein sich wiederholender Rhythmus. Ein Lachen. Wenn ich doch nur wüsste, wer ich bin, aber ich kann mich nicht erinnern. Noch mehr Gelächter und Musik kann ich hören. Offensichtlich ist hier gute Stimmung.
Ich blinzle mal, vielleicht hilft das. Jetzt kann ich auch Farben erkennen, viel grün und rot. Das ist immerhin schon etwas, aber nervös macht mich das trotzdem. Umrisse sind jetzt auch da, längliche unförmige Gestalten, die sich bewegen. Es duftet irgendwie betörend nach Wald und ein weiterer Geruch. Ein süßer Duft, der sehr verlockend ist. Es fällt mir etwas ein. Ich war in einem Wald mit ganz vielen Bäumen und Sträuchern. Aber das hier sieht nicht wie ein Wald aus. Nochmal zwinkern. Jetzt erkenne ich noch mehr. Ich bin hier in einem Gebäude. Das ist nicht gut, ich sollte doch im Wald sein.
Hier rechts von mir ist eine kleine weiße Beere, jetzt erkenne ich es genau. Vor mir sind ein paar grüne Blätter. Ich bin hoch oben. Das helle Licht kommt von oben, aber es ist nicht die Sonne. Die kenne ich nämlich, weil ich normalerweise im Sonnenlicht fliege. Ja genau, ich kann ja fliegen. Mal versuchen, die Flügel zu bewegen. Keine Chance, es klappt nicht. Aber warum? Weil ich eigentlich in Winterstarre bin. Jetzt weiß ich es. Es ist Winter und ich sollte schlafen. Ganz tief und fest, damit mein Stoffwechsel gesenkt wird und ich den Winter unbeschadet überstehe.
Denn ich bin ein Marienkäfer. Mein Name fällt mir auch wieder ein. Ich bin Rosa. Aber warum bin ich jetzt wach und warum nicht mehr in dem gemütlichen Mistelstrauch, den ich mir für die Winterstarre ausgesucht habe? Die Gestalten, die sich im Takt bewegen, haben mich entführt. Mitsamt dem Strauch, wie es scheint. Das ist nicht gut, ich werde verhungern. Im Winter gibt es für mich keine Nahrung. Zwei Gestalten kommen auf meinen Strauch zu. Es sind Menschen, jetzt kann ich sie deutlich sehen. Sie stehen jetzt unter mir und scheinen ihre Gesichter aneinander zu reiben. Die Menschen sind manchmal sehr eigenartig.
Einer der Menschen sieht jetzt nach oben zu mir. Die großen Augen haben mich entdeckt, oh nein. Sie murmeln etwas Unverständliches. Zwei kleinere Menschen zeigen mit dem Finger auf mich. Sie lächeln und hüpfen. Eine Hand des größeren Menschen streckt sich mir entgegen. Er nimmt meinen Strauch ab. Nicht so schnell, mir wird ganz schwindlig. Wir bewegen uns raus aus dem Gebäude und jetzt wird es wieder richtig kalt. So kalt sollte es für meinen Schlaf sein. Ich bin so müde. Jetzt ist es Zeit. Danke ihr lieben Menschen, ihr habt mich gerettet. Ich spüre, wie mein Körper erstarrt. Na dann, bis zum Frühling, ich werde euch besuchen.
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